Sonderausstellungsbereich unter dem Schlüterhof
Untergeschoss
Erdgeschoss
1. Obergeschoss
2. Obergeschoss
3. Obergeschoss
Schlossplatzfassade
Ostfassade
Blick auf die neue Ostfassade
Längsschnitt
Schnitt Eosanderhof
Schnitt Schlüterhof

Stadtschloss Berlin

Realisierungswettbewerb 2. Phase
In Zusammenarbeit mit Tobias Nöfer

 

Das Humboldtforum ist aus der Idee der Weltofenheit, der Begegnung mit den außereuropäischen Kulturen, der Verbindung von Kunst und Wissenschaft geboren. Es soll ein Ort der Wissensvermittlung, der Begegnung und des Austausches werden. Die Neugier auf die Welt sieht die Vielfalt, sucht die Verbindung und spinnt ein Netz des Zusammenhanges. Die eigene Kultur ist das Fundament, es wird bereichert, verändert sich, ein neues Gebäude entsteht. Der demokratische Beschuss zur Teilrekonstruktion ist das Fundament für diesen Ort ist Ausgangspunkt für das, wasneu entsteht. Die Geschichte des An- und Umbaus, der Aneignung des Neuen, der Umformung des Alten. Dem Neubeginn folgt der Weiterbau. Die neue Funktion erfordert neue Gebäudeteile. Diese werden in die historische Figur integriert. Der Entwurf setzt die Tradition der Aneignung, Umformung und Bewahrung fort. Der Wettbewerbsbeitrag will eine Strategie der Bescheidenheit, die auch der nächsten Generation die Weitergestaltung ermöglicht.

Funktion und Raum

Die Agora als „Portal zur Welt“ bildet die Mitte des Gebäudes. Sie ist, von Norden und Süden erschlossen, der Knotenpunkt im Netz der Funktionen. Die Veranstaltungsräume der Agora liegen am Spreeufer und werden durch die Schlüterhofpassage mit dem Eingangsbereich verbunden. Der gemeinsame Veranstaltungsbereich der drei Institutionen befndet sich als räumliche Einheit unter dem Schlüterhof. Begehbare Oberlichter sorgen für Tageslicht. Der Westteil des Gebäudes ist durch die sinnliche Wissensvermittlung der Museen bestimmt. Im Ostteil liegt die Landesbibliothek mit der Kinderbibliothek als besonderem Schwerpunkt im Erdgeschoss. Im ersten Obergeschoss wird dem Konzeptraum der Humboldt-Universität als Schnittstelle von Wissenschaft und Kunst ein zentraler Ort zugewiesen. Die barocke Kunstkammer im Kuppelsaal als Urzelle des Museums wird im zweiten Obergeschoss in Beziehung gesetzt zu dem Vorschlag eines Hohenzollernmuseums in rekonstruierten Räumen. Ganz oben thront im neuen Ostteil der interdisziplinäre Sonderausstellungsbereich  bestimmt für die großen Fragen der Menschheit.

Konstruktion

Wie ist es möglich, in kurzer Bauzeit das Gesamtgebäude zu errichten und gleichzeitig die zeitlich aufwendige Rekonstruktion der Fassadenteile zu realisieren? Welches Prinzip erlaubt im Innern den Dreiklang von Rekonstruktion, Umformung und Weiterbau? Ein Stahlbetonskelett wird mit einer selbsttragenden Mauerwerksschale ummantelt. Die Ziegelqualität wird den jeweiligen bauphysikalischen Anforderungen entsprechend gewählt. In das Wandvolumen integriert ist die moderne Gebäudetechnik. Die Ziegelschale kann den historischen Fassadenstrukturen in der Detaillierung präzise folgen. Danach kann die originalgetreue Rekonstruktion einzelner Bauteile entsprechend vorhandener handwerklicher und fnanzieller Kapazitäten nach und nach erfolgen. Dieses Bauprinzip wird ebenfalls dort umgesetzt, wo moderne Architektur entsteht. Es kann gleichzeitig die Proportionen historischer Raumfolgen und die Maßstäblichkeit neuer Raumteile abbilden. Es gewährleistet den konstruktiven und gestalterischen Zusammenhang von Innen und Außen. Das Prinzip der Ziegelschale ermöglicht sowohl die Rekonstruktion als auch die Neugestaltung von neuen und alten Raumfolgen. Vier Raumtypen ermöglicht das Konzept:

1. Raumtyp: Konstruktive Rekonstruktion.
2. Raumtyp: Konstruktive und ästhetische Rekonstruktion
3. Raumtyp: Neukonstruktion und transformatorische Ästhetik
4. Raumtyp: Konstruktive Rekonstruktion und Neugestaltung

 

Ostfassade Schloss Stadt

Schloss und Stadt: Diese Wechselbeziehung defniert den Stadtraum. Das Schloss war schon immer Ausgangspunkt und Endpunkt der Stadt zugleich. Auf die neue Bedeutung der alten Mitte reagiert die neue Ostfassade. Das neue nach außen hin geöfnete Treppenhaus nimmt einen alten Gedanken Schlüters wieder auf: die Verbindung des inneren Schlosshofes mit dem Spreeufer. Die neue Brücke ermöglicht eine intensive Kommunikation von Schloss und Stadt auf dieser Seite. Das Schloss, „Kern der Stadt“, entfaltet durch größtmögliche Zugänglichkeit von allen Seiten und optimale „Durchwegung“ seine Kraft als öfentliches Forum. Neben dem Treppenhaus der Ostfassade wird dieses Ziel durch das zentrale Treppenhaus der „Agora“, die Schlüterhofpassage und das Ofenhalten des Eosanderhofes trotz eines komplexen Raumprogramms erreicht. Die neue Ostfassade ist eine Transformation der Schlüterschen Barockfassade. Der Sockel wurde so gestaltet, dass ohne ein Durchbrechen historischer Geschosshöhen an anderer Stelle hier die kleinteilige Bürostruktur des Raumprogramms untergebracht werden konnte. Der neue Apothekenfügel auf der Nordseite übernimmt die stadträumliche Funktion des historischen Bauteiles in moderner Form.

Ikonographie Bauplastik Weiterbau

Was bedeutet Weiterbau für einen Ort ganzheitlicher Wissensvermittlung im historischen Berlin? Das Schloss war ein Gesamtkunstwerk Konstruktion, Großform, Bauplastik und Malerei verbanden sich. Das Ergebnis war der Eindruck lebendiger Sinnlichkeit im Rahmen ikonographischer Konzepte. Die Erinnerung an das alte Schloss und der Wunsch nach einem selbstverständlichen Zusammenspiel von Architektur und Kunst führt zum Vorschlag einer neuen Ostfassade in der Maßstäblichkeit der Schlüter-schen Fassade und einem Kunstkonzept, das integraler Bestandteil des Entwurfes ist. Es werden vier Strukturelemente für die modernen Gebäudeteile vorgeschlagen, die sich in die architektonische Gliederung einfügen und den Duktus barocker Sinnlichkeit transformieren:

• Die Räume für Sonderausstellungen unter dem Schlüterhof und die Treppenhäuser erhalten geschmiedete, skulptural ausgeformte Geländer.

• Auf dem Dach des neuen Ostfügels defniert ein Fries moderner Bauplastik den Gebäudeabschluss: ein ofener „Horizont“ aus bewegter Form.

• Ein System von Gipsgesimsen wird in verschiedenen repräsentativen Räumen in einem lebendigen Duktus plastisch gestaltet.

• Die neuen Fußböden erhalten eine moderne Textur. Minimalistisch defnierte Bewegung und „barocke“ Form oder Lineatur sind die Pole vielgestaltiger Möglichkeit.

 

Entwurf:

Datum:
Ort:

Nutzung:

moho baukunst
Tobias Nöfer
2008
Schlossplatz
10178 Berlin
Museum